Wald versus Forst

Wälder und Forste sind streng genommen zwei Paar Schuhe!

Zum Hintergrund:

In der öffentlichen Berichterstattung findet so gut wie keine Differenzierung zwischen den Begriffen Wald und Forst statt. So hieß es im Jahr 2018 mal Hambacher Wald, dann wieder Hambacher Forst. Und als Wochen nach dem Aufflammen der ersten größeren Proteste Windräder in einem unverkennbaren Fichtenforst nahe Aachen aufgestellt werden sollten, wurde in den Medien gefragt, warum es denn keine Proteste gab, obwohl doch auch dort ein Flecken Wald den Kettensägen zum Opfer fallen sollte. Wald oder Forst? Ist der Unterschied tatsächlich so groß?

 

Im allgemeinen Sprachgebrauch, das zeigt auch die Praxis in den Medien, werden die beiden Begriffe oft synonym verwendet. Aus ökologischer Sicht gibt es jedoch gewichtige Unterschiede. Dazu ein Zitat von der Seite des BUND NRW:

"In der Ökologie [...] wird seit Mitte des 20. Jhts. zwischen Wald(ökosystemen) und Forst(ökosystemen) unterschieden. Ein grundsätzlicher Unterschied ist: Forst besteht aus einer Pflanzung (Aufforstung), im Wald gibt es stattdessen die unterschiedlichsten Phasen der Vegetationsentwicklung (Sukzession). Einen Wald kann man also nicht pflanzen, er kann nur aus sich selbst heraus wachsen."

 

Charakteristisch für einen Forst sind:

  • wenige Baumarten; in der Regel dominiert eine Art (Fichte oder Kiefer)
  • Bäume stehen in weitgehend gleichem Abstand, meist sogar in Reih und Glied
  • Pflanzung ist vergleichsweise eng (für schnelles Höhenwachstum)
  • wenig Licht in Bodennähe; daher nur spärliche Strauch- und Krautvegetation
  • wegen der zeitgleichen Pflanzung haben alle Bäume ein- und dasselbe Alter

Wegen all dieser Merkmale lässt sich ein Forst durchaus vergleichen mit einem Weizen- oder Maisfeld.

Maisfeld (Quelle: pixabay, distellAPPrath)
Maisfeld (Quelle: pixabay, distellAPPrath)
Fichtenforst (Quelle: pixabay, Joachimklug)
Fichtenforst (Quelle: pixabay, Joachimklug)

Monotoner Stangenwald (Quelle: pixabay, jplenio)
Monotoner Stangenwald (Quelle: pixabay, jplenio)

 

Demgegenüber hat ein natürlich gewachsener Wald ein völlig anderes Erscheinungsbild:

  • Vielzahl von Gehölzarten (Eiche, Rotbuche, Esche, Schwarzerle, Hainbuche, Ebersche, Faulbaum)
  • Bäume stehen sehr unregelmäßig (wechselnde Abstände; Jungwuchs neben alten Bäumen)
  • Sturzbäume schaffen Lichtinseln; dadurch fällt mehr Licht in die unterste Etage
  • verschiedene Stockwerke (Moos-, Kraut-, Strauch-, Baumschicht)
  • Totholz als Nahrung bzw. Habitat für Insekten und Kleinsäuger
  • Nadelgehölze fehlen fast vollständig (bezogen auf Westdeutschland)

 

Fazit: Ein Forst hat absolut nichts mit einem gewachsenen Wald zu tun und sollte auch nicht als solcher bezeichnet werden. Es käme ja auch niemand auf die Idee, ein Maisfeld mit einer Blumenwiese gleichzusetzen.

Laubwald mit reichhaltigem Unterbewuchs (Quelle: pixabay, swaskalon)
Laubwald mit reichhaltigem Unterbewuchs (Quelle: pixabay, swaskalon)
Totholz (Quelle: NABU, Rolf Juergens)
Totholz (Quelle: NABU, Rolf Juergens)

Heterogener Laubmischwald (Quelle: pixabay, Quadronet)
Heterogener Laubmischwald (Quelle: pixabay, Quadronet)

20.10.2020